Als Ende der 70er Jahre die Teilnahme der Männer an den Chorproben drastisch abnahm, überlegte sich der damalige Chorleiter Günter Koch eine neue, wie sich herausstellen sollte, logische Strategie: er wollte Frauen in den Chor integrieren.
Dies führte zu wahrhaft folgenschweren Konsequenzen: die Männer fühlten sich teils in ihrer Ehre gekränkt, teils befürchteten sie eine nicht überschaubare Konkurrenz. Und sie glaubten, IHRE Liedertafel würde in ihren Grundfesten erschüttert werden. Einige Sänger traten wutschnaubend aus dem Verein aus, einige überlegten, ihre Frauen mitzubringen. Dies erwies sich als äußerst bequem, und es folgten sogar die Töchter. Zuerst probte man getrennt, sicherlich ein Zugeständnis an die Männer, denen der Chorleiter Günter Koch natürlich weiterhin gerecht werden wollte. Sie sangen Shanties, Volkslieder, und sie traten, wie auch vordem, als Männerchor bei verschiedenen Anlässen auf. Parallel übte der Chorleiter mit den Frauen und schon bald setzte er die Gruppen zusammen. Siehe da, es klappte und der gemischte Chor war geboren. Der Klangkörper wuchs und eröffnete ungeahnte Möglichkeiten. Da Koch, der Lehrer und passionierte Musiker, in der Lage war, Musikstücke selbst zu setzen und auszuarbeiten, entstanden aus seiner Feder originelle Lieder, die er mit Hilfe williger Sängerinnen und Sänger bald in richtigen Gesang umsetzte. Er selbst spielte verschiedene Instrumente und hatte Kontakt mit anderen, befreundeten Musikern, die er peu à peu ins Boot holte und die später den Chor oft begleiteten. Es entstand eine eigene Hausband, die "Demuskanten". Anfang der 80er Jahre sang der gemischte Chor erstmals bei einem Sängertreffen in Uetersen in der kleinen Stadthalle und erhielt den großen, bang erwarteten Applaus. Koch hatte den Beweis für seine richtige Strategie. Fortan übten die Sängerinnen und Sänger gemeinsam, ein neues Zeitalter der Heidgrabener Liedertafel begann. Er hatte offensichtlich auch die bis dahin skeptischen Männer überzeugt. Es folgten Auftritte zu verschiedenen Anlässen innerhalb und außerhalb der Gemeinde.
Man begann, den Weihnachtsgottesdienst in der Erlöserkirche mit zu gestalten. Man sang in Zelten bei Chorjubiläen, bei Konzerten in Turnhallen, Schulaulen, Gemeindezentren. Der Erfolg gab dem Chorleiter weiterhin recht. Doch Koch kamen immer neue Ideen. Er wollte Solisten. Dies gelang ihm in Form einer "kleinen Gruppe", die als Chor im Chor, zu verschiedenen Anlässen auftrat. Das Rezept: man nehme aus jeder Stimme 2 bis 3 Sängerinnen bzw. Sänger, schüttele das Ganze und es entsteht eine respektable Leistung, die sich sehen lassen kann. Man gab sogar in dieser Formation in der damals noch existierenden "Audeich-Kate" in der Marsch ein Weihnachtskonzert, das von vielen begeisterten Zuhörern applaustechnisch gebührend honoriert wurde. Über diesen Chor im Chor allerdings entstand in der großen Liedertafel-Gemeinschaft Unmut, man fühlte sich herabgewürdigt, ja ausgeschlossen. So war dieser kleinen Gruppe keine lange Lebenszeit beschieden. Man verlegte sich wieder auf das gemeinsame Musizieren. Auch die Instrumentalisten waren durch berufliche und private Verpflichtungen bald so dezimiert, daß die Heidgrabener Liedertafel sich wieder auf ihre eigenen Simmen verlassen mußte. Günter Koch, der Vielseitige, verletzte sich beim Reiten, und so wurde das 75jährige Bestehen des Chores verschoben. Nichts destotrotz fand das Jubiläum 1982 statt, und zwar mit Pauken und Trompeten als Dorffest. Beinahe ebenso, wie auch das 100jährige Ereignis gefeiert werden soll.
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